Auch Bertram Allen musste sich als Zweiplatzierter dem Elan des Olympiasieger- und Weltcupsieger-Paars geschlagen geben, das nach der eher durchzogenen Leistung am Freitag im Nationenpreis sich auf spektakuläre Weise mit dem Sieg im GP an der Weltspitze zurückmeldete – grosse Klasse!
Je grösser die Erwartung und der Druck, desto stärker scheint Steve Guerdat. Das konnte man schon an den Olympischen Spielen in London beobachten, oder kürzlich am Finale des Welt Cups in Las Vegas, wie auch schon oft am CHI in Genf und anderswo, und jetzt auch wiederum an diesem Sonntag im Grand Prix de France des Fünfsterne-Turniers in La Baule. Damit hatte sich das Paar nicht zuletzt auch wieder rehabilitiert nach dem Refus im ersten und einem Fehler am Wassergraben im zweiten Umgang und der anschliessenden vorzeitigen Aufgabe im Nationenpreis vom Freitag.
Das zahlreiche einheimische Publikum begrüsste den Olympiasieger beim Einreiten zum GP fast wie wenn er selber Franzose wäre. Steve und sein brillanter, wenn auch schwieriger Sohn von Kannan absolvierten eine Traumrunde, ohne jedes Zögern, und mit der schnellsten Zeit (77.14 S.).
Im Stechen hatte Steve damit den Vorteil, als letzter der 10 Qualifizierten (von initial 50 Gestarteten) an den Start zu gehen. Ein Vorteil, der sich auch leicht zum Handicap hätte wandeln können, da der vor im startende Franzose Aymeric de Ponnat auf Armitages Boy vor seinen Augen stürzte. Das Pferd, das wegen Verletzungen letztes Jahr während mehr als acht Monaten pausieren musste, verliess hinkend den Platz, begleitet von einem enttäuschten Reiter, unterstützt von seinem Chef d‘Equipe, einem gewissen Philippe Guerdat, der im Jahre 1988 seinerseits auch einmal Sieger des Grand Prix de France war (damals in Dinard).
Die richtige Taktik und perfekte Kontrolle
Keine einfache Situation für Steve also, um sich zu konzentrieren und alles zu versuchen. Der Jurassier entschied sich, Nino mit Bedacht an die ersten beiden Hindernisse zu führen, um ihm Vertrauen zu geben, anschliessend in den langen Passagen im François-André-Stadion stark vorwärts zu galoppieren und das Pferd nahezu perfekt wieder aufzunehmen vor dem Furusiyya Oxer und dem Einsprung zur Kombination. Das Ziel erreichte er mit knapp einer Sekunde Vorsprung auf den Zweitplatzierten Betram Allen auf Romanov, und mit einer unbändigenden Freude, die er mit dem Publikum teilte, das den Schweizer ebenso wie einen der ihren feierte!
A.P.
"Der Gewinn eines Grand Prix ist, was sich jeder Springreiter wünscht. La Baule zu gewinnen ist für mich jedoch etwas Besonderes. Ich habe immer schon diesen Concours und sein Publikum geliebt, denn das Turnier hat seine Seele und seine Geschichte bewahrt. Das Publikum hier hat mich schon immer sehr unterstützt, auch wenn ich bisher nicht sonderlich brillierte und mich bislang noch nie klassieren konnte im Grand Prix. So freue ich mich daher besonders, heute etwas davon zurückgeben zu können, was es mir schon immer entgegengebracht hat. Ich hatte den Vorteil als Letzter zu starten. Angesichts des aussergewöhnlichen Ritts von Betram im Stechen hatte ich jedoch nicht viel zu überlegen. Um da zu gewinnen, muss alles perfekt zusammen passen. Dies ist nur mit einem Pferd wie Nino möglich. Und wenn man dann die Ziellinie passiert und realisiert, dass man gewonnen hat, gibt dies ein solch unglaubliches Gefühl der Freude, das ich jedem wünsche einmal erleben zu dürfen.“
Grand Prix in Video
Nasa Dritte im Derby vom Samstag
Am dritten Tag des CSIO von Frankreich klassierten sich Steve und Nasa im berühmten Derby von La Baule – bei dem neben einem erhöhten Preisgeld auch einige Hindernisse verbessert oder ausgebaut worden sind, nachdem verschiedene natürliche Sprünge bereits im vergangenen Jahr reduziert wurden – im 3. Rang. Der Parcours von Frederic Cottier blieb gleichwohl herausfordernd und mit 21 Hindernissen sehr lang, zudem mit einem Wasserhindernis am Ende. Und das zahlreiche Publikum liebt das!
Steve Guerdat hatte noch nie zuvor mit seiner Stute Nasa, die sonst in GPs und im Weltcup zum Einsatz kommt, in einem Derby teilgenommen. Aber mit Ausnahme eines leichten Zögerns auf der Höhe des grossen Hügels, meisterte die SF Stute diese Prüfung mit Begeisterung und überzeugend. Der Jurassier bedauerte einen Fehler am vorletzten Sprung, einem Steilsprung am Ausgangs des Sees, der auch bei den übrigen Teilnehmern viele Fehler provozierte:
"Ich war ein wenig zu dicht, aber es war das erste Derby für Nasa, und sie ist gut gesprungen. Schade." Ein fehlerfreier Parcous wäre gleichbedeutend gewesen mit dem Sieg.
A.P.
La Baule Derby in Video
Source : Le Cavalier Romand