Das letzte Wochenende war für Steve ziemlich arbeitsintensiv. Am Samstagmorgen empfing er zuerst die Öffentlichkeit auf dem Rütihof in Herrliberg. Am Sonntag nahm er am CSO von Lugano teil und flog danach gleich in Richtung Genf ab. Am Abend war er um 18.20 Uhr bei RTS in der Livesendung Sport Dimanche als Exklusivgast eingeladen. Die Wochen gleichen sich nach dem Gewinn seines Olympiatitels.
Am Samstag herrschte Hektik in Herrliberg, seit 2007 Steves Wohnsitz. Die Zürcher Gemeinde hatte beschlossen, für den frisch gekürten Olympiasieger einen Empfang zu organisieren. Also traf sich um 10 Uhr hoch über Zürich eine breite Öffentlichkeit und liess Steve nach den Ansprachen des Zürcher Sportministers sowie des Gemeindepräsidenten von Herrliberg hochleben. Steve ist der zweite Sportler und Einwohner dieser Gemeinde, der eine Olympiamedaille gewinnt. Vier Jahre zuvor holte bereits der Bobfahrer Erich Schärer Olympiagold.
Die Gemeinde beglückwünschte Steve und überreichte ihm einen Check über CHF 50‘000. Steve übergab diesen gleich seiner Mutter, zu Gunsten der beiden Wohltätigkeitsorganisationen, die sie aktiv unterstützt. Es sind dies „Cartons du coeur“, eine Organisation, die unterstützungsbedürftige und mittellose Menschen regelmässig mit Nahrung versorgt sowie die AJMIR, eine Organisation, die sich um den Transport von Personen mit Nierenkrankheiten kümmert und sie zu ihrer täglichen Dialyse fährt. Oft ist es für diese Menschen schwierig, sich selbst fortzubewegen.
Ein Schulchor der Gemeinde Herrliberg hat ein eigens für Steve und Nino des Buissonets komponiertes Lied gesungen.
Video des Kinderschulchors
Zum Abschluss des offiziellen Teils wurde Steve vom Moderator gebeten, die Blasmusik, die sich auf dem Platz befand, zu dirigieren. Es scheint, als wäre dieser Ausflug in die Musikwelt gelungen. Die Musiker jedenfalls spielten harmonisch und fehlerfrei, trotz der eher improvisierten Gesten des „Dirigenten“. Eine neue Berufung für Steve?
Nach diesem offiziellen Teil setzten sich Steve und seine zwei Reitpartner, Simon und Alex, auf ihre Pferde und offerierten dem Publikum, welches trotz des Regenwetters zahlreich erschienen war, eine kleine Präsentation ihres Könnens und ihrer täglichen Arbeit. Zu diesem Zweck wurden drei junge Pferde gesattelt und Steve, ausgerüstet mit einem Mikrofon, führte zusammen mit seinen Reitkollegen während rund 30 Minuten verschiedene Übungseinheiten vor. Er erklärte, dass an erster Stelle die Bodenarbeit steht, dann die Übungen am Hindernis, sowie die Techniken, die erlernt und aus dem ff beherrscht werden müssen, um Fortschritte zu erzielen.
Danach präsentierte ein sichtlich stolzer Steve dem Publikum sein Paradepferd Nino des Buissonnets. Zu Beginn führte er ihn an der Hand, danach stieg er in den Sattel. Der 11-jährige Selle-Français wurde von den Anwesenden wie ein Star begrüsst. Stolz spiegelte sich auch in den Augen des Pferdes. Es brachte die Zuschauer am Ende gar zum Lachen, als es minutenlang seine Zunge herausstreckte.
Es folgte eine ausgedehnte Autogrammstunde. Steve signierte unzählige Autogrammkarten und Kleidungsstücke seiner Kollektion „SG“.
Am nächsten Morgen reiste Steve bereits sehr früh per Helikopter zum Turnier nach Lugano. Eigentlich war er von den Organisatoren eingeladen worden, am Grossen Preis teilzunehmen. Wegen seines engen Terminplans war dies leider nicht möglich. Nach Olympia zeigte er sich jedoch zum Ersten Mal seinem Tessiner Publikum und präsentierte dabei stolz seine Goldmedaille.
Nach der Autogrammstunde flog Steve direkt nach Genf weiter um als Exklusivgast bei „Sport Dimanche“ einer Einladung von RTS1 (Radio Télévision Suisse – Schweizer Radio und Fernsehen) nachzukommen. Die gesamte Sendezeit von 52 Minuten wurde Steve Guerdat gewidmet. Es folgte sogar eine Schaltung zu Roger Federer, der ihm zu seinen Erfolgen gratulierte. Die Beiden werden bald Nachbarn sein, der Tenniscrack hat ganz in der Nähe von Steves Stallungen ein Stück Land erworben. Federer gestand jedoch, dass er selbst Angst vor Pferden habe.
Seit heute morgen weilt er auf dem Rütihof, um sich gründlich für den CSI von Humlikon vorzubereiten, an dem er diese Woche noch teilnehmen wird.
Kurz – eine Woche auf der Überholspur …